Samstag, 3. Juli 2010

Blagoveshensk

36 Stunden Zugfahrt lagen noch vor uns und schon verwickelten uns unsere Nachbarn in Gespräche über Baum-, Pilz- und Blumensorten. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie einseitig das Gespräch verlief... Unser Gegenüber war aber immer wieder über unsere Ignoranz erstaunt. Kurz wechselte das Gesprächsthema zu Musik, wo wir endlich auch ein paar Bandnamen beisteuern konnten.

Unser Grosseinkauf an Zugtickets war offenbar doch nicht so erfolgreich gewesen... Schnell merkten wir nämlich, dass unser Zug direkt nach Blagoveshensk fuhr, wir aber nur ein Ticket bis Belogorsk hatten. Wir waren überzeugt gewesen, dort umsteigen zu müssen (Lonely Planet) und die Dame im Fragebüro klärte uns nicht über die Weiterfahrt des Zuges auf, sonder riss nur blöde Witze.

So mussten wir mitten in der Nacht unsere Sachen packen und versuchen in einer Blitzaktion ein Ticket für die nächsten zwei Stunden zu bekommen. Dies gelang Lisa dank mehreren Sprints, einer Missachtung Lenins und trotz eines Zuges, der sich ihr in den Weg stellte. Dadurch konnten wir uns wieder auf unseren Plätzen breit machen. Viel zu kurz war der Rest unserer längsten Zugfahrt und wir kamen unausgeschlafen in Blagoveshensk an, wo wir von einem hilfsbereiten Russen in die richtige Marschrutka gesteckt wurden. Trotzdem liessen wir das Hotelbett links liegen und machten uns auf, nach einem guten Frühstück, China aus der Ferne zu betrachten. Hier trennt nämlich nur der Amur die zwei Länder.



Nach einem kleinen Rundgang durch die Grenzstadt, erschlug uns die Hitze in ein Museum. Obwohl der erste Teil der Ausstellung relativ differenziert und sorgfältig dargestellt war (Erschliessung des russischen Ostens, Tiere, alte Fotografien, etc.), ärgerten wir uns ziemlich, als wir wieder aus dem Museum traten. Wie so oft war die Ausstellung zum zweiten Weltkrieg einseitig und uninformativ (ausser man interessiert sich für Kriegsmaschinerie) und die Sonderausstellung zum Tag des Sieges war mehr Propaganda als etwas anderes.

Da uns die Chinesen kein Visum geben wollten, genossen wir abends ein chinesisches Essen und die Sicht auf die beleuchtete Stadt.




Die allgemein besoffene Stimmung schreckte uns ab am "Fest der Jugend" teilzunehmen und wir zogen es vor, uns ins Hotel zurückzuziehen.

Am nächsten Tag erkundeten wir die Stadt mit einer historischen Stadtkarte. Dass nichts mehr so ist wie früher wussten wir ja schon länger, doch teilweise erschreckten uns die Veränderungen. Das Eindrücklichste blieb jedoch trotzdem der riesige Schmetterling.



Nach einer ausgiebigen Siesta schlossen wir uns der badenden Menge an und widerstanden der Versuchung, nach China zu schwimmen, obwohl man wohl sogar hätte rüberwaten können.


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