Freitag, 23. April 2010

Sarajevo


Die Liste komischer Gestalten verlängerte sich an unserem letzten Abend in Belgrad noch um einen Amerikaner, der sich kurzerhand dazu entschied mit uns nach Sarajevo zu fahren. Um drei Nächte paranoider geworden versteckten wir uns in unserem gemütlichen Zugabteil.


Zum Glück fand uns der nette Herr mit dem Kaffee trotzdem. So konnten wir die wunderschöne (Um-)Fahrt geniessen!



Nach der Aufregung in Belgrad freuten wir uns umso mehr über den freundlichen Empfang.



Auch trafen wir im Hostel zum ersten Mal Gleichgesinnte.
Am nächsten Tag überwanden wir nach der Paranoia auch die Katerstimmung und erklommen bei sommerlichen Temperaturen einen der vielen Hügel, die Sarajevo einschliessen (und die von 1992-1995 die Front bildeten).





Da wir viele Insider-Tips hatten, fanden wir sogar versteckte Schätze.




Zum Beispiel tranken wir in orientalischer Atmosphäre türkischen - hüstel - bosnischen (!) Kaffee und fanden abends als einzige Touristen in den Klub Sloga, wo Live-Musik gespielt wird.



Obwohl sich Sarajevo in all seiner Schönheit präsentiert und Multikulti ausstrahlt, sind die Narben der vierjährigen Belagerung noch sichtbar.





Dank einer Tour zum Tunnel of Hope (damals der einzige Weg aus Sarajevo), erfuhren wir aus erster Hand unglaubliche und erschütternde Einzelheiten.



Uns wurde zum ersten Mal richtig bewusst, was Leute in unserem Alter hier schon alles miterlebt haben.
Unsere nach dieser Tour etwas gedämpfte Stimmung hellte sich sofort auf, als wir uns wieder unter die lebensfreudigen Menschen mischten.
Auf den Strassen Sarajevos ist immer etwas los. Bis jetzt konnten wir nicht klären, ob hier wirklich gearbeitet wird oder ob die Leute nur geschäftig Bücher von einem Café ins nächste tragen. Wie auch immer fällt es uns nicht schwer uns von diesem bunten Treiben mitziehen zu lassen.
Da Sarajevo uns bis jetzt am meisten beeindruckt hat, tranken wir an der Baščaršija aus dem Brunnen, um sicher zu sein nochmal wiederzukommen.

Montag, 19. April 2010

Beograd

Aus unerfindliche Gruenden waren wir Belgrad gegenueber schon bei unserer Ankunft misstrauisch eingestellt. Obwohl man uns nur helfen wollte, hielten wir alle fuer Ganoven , Diebe, Schurken oder Schlimmeres. So lacht uns noch heute der Angestellte unseres Hostels aus, den wir am Bahnhof versuchten abzuwimmeln, obwohl er Flyer fuer unser Hostel verteilte und uns den Weg erklaeren wollte. Dort angekommen wurden wir von skurrilen Typen empfangen, vor denen uns schliesslich ein schweizer Polizist rettete. Da dieser noch am selben Abend abreiste, wurden wir nicht vor unseren Mitbewohnern bewahrt (Schlafraeuber, Krebserreger, Luftverpester, bankrotte Spieler, paranoide Langduscher und Handydiebe). Nach wenigen Stunden Schlaf, einiger Aufregung und ziemlich ernuechtert trauten wir uns dann doch noch auf die Strasse, wo sich Belgrad von seiner schoensten Seite zeigte. Mitgetragen von den schlendernden Massen genossen wir die Sonntagsstimmung an der Sonne.



Nach dem ersten Kaffee in der Fussgaengerzone wieder beruhigt, ueberzeugte uns Belgrad mit seiner Freundlichkeit und Lebensfreude. So spazierten wir zur Zitadelle, von der man einen wunderschoenen Blick zur einen Seite auf die Sammlung an Kriegsmaschinerie...




...und zur anderen Seite auf die beiden Fluesse Dunav (Donau) und Sava hat.
Bald wurde uns klar, dass der Traineranzug die passendere Kleidungswahl gewesen waere (im Durchschnitt kreuzte alle 6 Sekunden eine Trainerhose unseren Weg...). Das hielt die Serben jedoch nicht davon ab uns als ihresgleichen zu erkennen. Touristen gibt es hier sowieso nicht viele, die einzigen, die man hier antrifft sind Schweizer. So ist uns sogar ein Basler Zyklop ueber den Weg gefahren.

Diesen Tag der ambivalenten Gefuehle rundeten wir mit einem Berg Cevapcici unterlegt mit Roma-Musik ab. Wieder im Hostel waren wir etwas schockiert als verschwundengeglaubte Spinner wieder auftauchten und wir uns einen Vortrag anhoeren mussten, wir sollen uns vor Katharinas hueten. Ueberraschenderweise verbrachten wir eine ruhige und erholsame Nacht. Gestaerkt machten wir uns auf den Weg zur groessten orthodoxen Kirche der Welt.

Obwohl noch mehr Baustelle als Kirche, hat sie uns beeindruckt und wir nutzten die Besinnlichkeit um eine Kerze fuer Lisas Handy anzuzuenden.


Lauffreudig wie wir sind, wollten wir auch noch schnell Titos Grab besuchen. Als wir uns nicht mehr auf unserer Karte wiederfanden, beschlossen wir einheimische Hilfe zu erfragen. Mit Russisch-Englisch-Mix fanden wir jemanden, der uns helfen konnte Hilfe zu finden. Die Hilfe entpuppte sich schnell als regelrechter Touristenfuehrer. So erfuhren wir von einem Kunststudenten mehr ueber Belgrad und seine Geschichte, als aus dem Reisefuehrer. Er ging mit uns durch das Villen- und Botschaftenviertel zu Titos Grab, das montags leider keine Besucher empfaengt. Dank des Spaziergangs haben wir aber sein zerbombtes Haus gesehen.
Sogar in der Innenstadt sieht man vereinzelt Spuren des Krieges, auch wenn es wegen der Froehlichkeit und Unbeschwertheit fast unvorstellbar erscheint, dass dieser noch vor 20 Jahren hier gewuetet hat.


Nachdem wir uns immer wieder ueber eine erregt diskutierende Menschenmasse wunderten, fanden wir schliesslich heraus, dass dort Tag und Nacht Panini-Bilder getauscht werden.


Obwohl wir schon anfingen die verbleibenden Naechte zu zaehlen, werden wir Belgrad mit einem weinenden Auge verlassen...

Sonntag, 18. April 2010

Budapest

Welcome to Budapest!




Nachdem wir unser 2-Phasensightseeing in Prag erfolgreich beendet hatten, konnten wir uns beruhigt auf den Weg nach Budapest machen, wo wir sogleich warm empfangen wurden ^^.


Da wettermaessig keine Besserung in Sicht war, verzogen wir uns kurzerhand fuer einen Nachmittag ins Thermalbad. Als abends besseres Wetter war, schlenderten wir der Donau entlang und schlossen doch noch Frieden mit der wunderschoen beleuchteten Stadt.




Die vielen freundlichen Menschen, die wir in Budapest trafen, vereinfachten uns dies noch (nei yoe).



Fasziniert von den Preisen assen wir sowohl abends als auch morgens in einem gemuetlichen ungarischen Fast-Food-Restaurant.



Daraufhin flohen wir jedoch durch den Regen vor den Palacsinken auf den gut befestigten Schlosshuegel. Sicher vor den Palacsinken, aber nicht vor dem Regen, wagten wir uns dort in ein unterirdisches Labyrinth. Dort stiessen wir auf Ueberreste der Homo Consumus Zivilisation.



Abends stellten wir erstaunt fest, dass man auch fuer ein gediegenes Abendessen fast kein Geld ausgeben muss.



Am naechsten Morgen besichtigten wir die grosse Synagoge, die zu Nazi-Zeiten als Ghetto diente.



Danach wollten wir uns noch schnell ein Ticket fuer Belgrad kaufen, hatten unsere Rechnung aber ohne den Vulkan gemacht. Verscheucht von den Massen der Wartenden Rollkoffertouristen begaben wir uns wieder an die langersehnte Sonne und in den Memento-Park. Dort trafen wir auch beinahe Stalin...





Der Memento-Park ist Endlager fuer unzaehlige sowjetische Denkmaeler. Wieder zurueck in der Stadt beteiligten wir uns am allgemeinen Freitagnachmittag-Shopping.
Wir hoffen, dass unser Paket die Schweiz naechste Woche erreichen wird!


Danach unternahmen wir einen zweiten Versuch an ein Zugticket zu kommen. Als die Maschine uns mitteilte, dass 498 Personen vor uns waren, fingen wir schon an alternative Plaene zu schmieden. Karma, Glueck, Schicksal - nennt es wie ihr wollt, kurz darauf konnten wir der erstaunten Dame am Ticketschalter erklaeren, dass wir nicht nach Berlin, Muenchen oder Stockholm wollten. Als wir dann auch noch den letzten Tisch in unserem Restaurant ergatterten, war der Abend perfekt.

Dass wir fuer die vierzig Franken wirklich beide nach Belgrad kommen sollten, glaubten wir erst, als wir im Zug sassen.

Sonntag, 11. April 2010

Praha


Während der schönen Zugfahrt entlang der Elbe (ab der Grenze Labe genannt) fühlten wir uns plötzlich fast wie zu Hause (sächsische Schweiz). Nachmittags haben wir in unser stylisches Hostel eingeczecht.


Dort wurden wir sogar noch gratis in ein Vierbettzimmer upgegraded, das wir nur mit einem wegen seines antizyklischen Lebensrhythmus undefinierbaren Wesen teilen mussten.

Danach schlenderten wir orientierungslos durch die Innenstadt. Einen neuen Reiseführer später wussten wir auch was wir (nicht) gesehen hatten. Damit begann unser 2-Phasen Sightseeing... Wegen diversen Unannehmlichkeiten (Konzerte in Kirchen, zu hohe Eintrittspreise, Unaufmerksamkeit der Guidelosen, touristisch bedingte Anfälle von Klaustrophobie, unvorhersehbare Hagel-/Regenschauer) mussten wir immer öfters ein zweites Mal an den Ort des Geschehens zurückkehren oder kapitulieren...



Ein gutes kühles Bier kriegt man in Tschechien für wenig Geld...


...wenn man nicht richtig aufpasst, bekommt man bei der Bestellung der Rechnung sogar nochmal einen einen halben Liter... Zum Glück fanden wir den Weg zum nächsten Braten trotzdem.


Etwas ausgenüchtert zogen wir weiter in einen Club, in dem wir auf vier Dancefloors die Nacht durchgefeiert haben.




Da uns der Zugang zum Museum verwehrt wurde (weil zu), freuten wir uns umso mehr, dass es auch auf der Strasse genügend Kunst gab.



Das sind 85 741 Schlüssel, die zusammengetragen wurden zum Gedenken der friedlichen Revolution.




Nein, es waren nicht die furchteinflössenden Männer in blau, die uns in die Flucht geschlagen haben, als wir das Schloss besichtigen wollten. Diese Aufgabe übernahmen die mit Schirmen bewaffneten Touristen.

Da wir die paar Unannehmlichkeiten mit viel Humor und Bier genommen haben, hat es uns nicht daran gehindert unser Herz an Prag zu verlieren.

Donnerstag, 8. April 2010

Frühling in Dresden



Als erstes eine etwas enttäuschende Mitteilung... Stalin scheint in den Untergrund abgetaucht zu sein. So ungefähr haben wir ihn uns vorgestellt:


Als Entschädigung nisteten sich in Dresden mitten in der Nacht lautstark zwei waschechte, betrunkene Kommunisten in unserem Zimmer ein...

Dienstags haben wir das schöne wetter bei einem Eiskaffee genossen. Gestern sind wir dann in den Zug Richtung Dresden gestiegen. Da das Wetter auch hier frühlingshaft ist, haben wir die Altstadt mit ihren monumentalen Bauwerken besichtigt.


Nachdem wir heute in der Sonne gefrühstückt hatten, haben wir uns Fahrräder gemietet und sind der Elbe entlang geradelt.


Dabei fuhren wir an Yenidze vorbei, erstaunt über die Anpassungsfähigkeit eines Zigarrenherstellers.


Wieder in der Altstadt betrachteten wir das berühmte Bauwerk Zwinger. Um uns ein wenig zu erholen machten wir einen Abstecher in den grossen Garten. Dann wollten wir natürlich noch unser blaues Wunder erleben.